Isländisch (isländisch íslenska) ist eine Sprache aus dem germanischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie. Sie ist die Amtssprache in Island. Derzeit wird Isländisch von circa 300.000 Menschen gesprochen. Geschichte Das Isländische (zusammen mit dem Färöischen) hat sich in den letzten tausend Jahren im Bereich der Formenlehre (Morphologie) kaum verändert und ähnelt somit dem Altnordischen noch am ehesten.[1] Grammatikalische Eigenheiten, die sich in anderen Sprachen im Laufe ihrer Entwicklung abgeschliffen haben, blieben im Isländischen weitestgehend erhalten, während das Lautsystem – besonders der Vokalismus – sich erheblich geändert hat.[2] Entscheidender Grund für diese auffällige Sprachkonstanz dürfte jedoch kaum die vielzitierte Funktion Islands als „germanischer Eisschrank“ sein. Vielmehr war es im Laufe der Abhängigkeit von Dänemark auch zu einer erheblichen Danisierung der isländischen Sprache gekommen, wie man sie auch auf den Färöern beobachten konnte. Im Rahmen zunehmender Loslösungsbestrebungen kamen auch sprachpflegerische Ideen auf. Um die eigene Sprache von Einflüssen der dänischen Herrscher zu reinigen, wurde das Isländische anhand alter Schriftquellen rekonstruiert.[3] Darüber hinaus weist das Isländische wenig dialektale Vielfalt auf. Im Gegensatz dazu besitzt das Färöische eine Vielzahl an unterschiedlichen Dialekten. Unterschiede lassen sich im Färöischen in allen linguistischen Subsystemen ausmachen, vor allem auch in der Morphologie, während sich die Unterschiede im Isländischen nahezu ausschließlich auf die phonetisch-phonologische Ebene beschränken und nur in einem geringfügigen Ausmaß in der Morphologie, Syntax und Lexik auftreten.[4] Allerdings ähneln sich die Bedingungen für beide Sprachen im Hinblick auf die äußeren Umstände wie Einwohnerzahl und geographische und politische Lage, die für die Sprachentwicklung auf Island und den Färöer-Inseln von Bedeutung sind, auf den ersten Blick. Jedoch können Faktoren wie der unterschiedliche Einfluss des Dänischen auf Island und auf den Färöer-Inseln, die frühe Etablierung einer isländischen Orthographie im Gegensatz zur verspäteten Entwicklung einer färöischen Orthographie und unterschiedliche gesellschaftliche Bedingungen, die auf Island und den Färöer-Inseln vorherrschten, als mögliche Ursachen einer unterschiedlichen dialektalen Ausprägung gelten. Das älteste im Original erhaltene Dokument in isländischer Sprache ist der Reykjaholtsmáldagi. Schon vor der Niederschrift der Edda und anderer dichterischer Werke (vermutlich ab dem 12. Jh.) gab es in Island und anderen Teilen der nordischen Welt eine besondere Dichtersprache, in der nach bestimmten Regeln oft hochformalisierte Gedichte verfasst wurden. Die Dichter, die diese Gedichte in altwestnordischer (altisländischer) Sprache verfassten und vortrugen, nannte man „Skalden“. Sie benutzten poetische Umschreibungen (Kenninge und Heiti), die auf Figuren und deren Taten aus (nord-)germanischen Heldensagen und der (nord-)germanischen Mythologie anspielten. Wortschatz Reiche Differenzierungen Das Isländische bietet in vielen Bereichen reiche Differenzierungen. So lautet etwa die Übersetzung des Wortes „gefleckt“ – je nachdem, auf welches Tier sich das Wort bezieht – skjöldóttur (Kuh), flekkóttur (Schaf) oder skjóttur (Pferd). Das Isländische unterscheidet des Weiteren zwischen Seehundmännchen (brimill) und -weibchen (urta), männlichem Lamm (gimbill) und weiblichem Lamm (gimbur) usw. Fremdwörter Man achtet konsequent darauf, die Übernahme von Fremdwörtern so gering wie möglich zu halten. Neue Begriffe erschafft man in der Regel aus dem vorhandenen Wortschatz. So entstand das Wort für „Computer“, tölva, aus den Worten tala, „Zahl“, und völva, „Wahrsagerin, Seherin“. Der Begriff für „Aids“, alnæmi, wurde aus al-, „all-“, und næmi, „Empfindlichkeit“, gebildet. Ein ähnliches Wort ist skrifstofa („Schreibstube“) für Büro. Dennoch gibt es eine beträchtliche Anzahl älterer Lehnwörter wie hótel („Hotel“) oder prestur („Priester“); ein Anschwellen von Anglizismen, ähnlich wie im Deutschen, ist seit den 1950er Jahren auch auf Island zu bemerken. Seit 1964 besteht darum in Island ein eigenes Komitee, das für neue Begriffe rein isländische Ausdrücke findet. Alphabet Das isländische Alphabet (erste Tabelle) umfasst 32 Buchstaben, die größtenteils den lateinischen entsprechen. Alle Vokalzeichen einschließlich y gibt es in einer zweiten Form mit Akzent, die, historisch bedingt, entweder Diphthonge oder Langvokale markiert. Die Buchstaben C, W, Q und Z kommen in isländischen Wörtern nicht vor. Im Fall des Buchstaben Z ist dies Folge einer nicht von jedem Schreiber befolgten Rechtschreibreform im 20. Jahrhundert. Zusätzlich zu den lateinischen gibt es die Buchstaben Ð/ð (stimmhaft, wie „weiches“ englisches th, wie z. B. in englisch „this“ – aber mit heruntergebogener Zungenspitze, desgleichen der folgende), Þ/þ (dieser stammt aus dem Runen-Alphabet und wird stimmlos wie ein „hartes“ englisches th ausgesprochen wie in „thing“), Æ/æ (wie deutsches ei) und Ö/ö (wie deutsches ö). Zu beachten ist, dass die Buchstaben þ, æ und ö erst am Ende des Alphabets nach dem ý eingereiht sind. Die zweite Tabelle zeigt die Unicode-Nummern und die Tastenkombinationen unter Windows und X11 für die spezifisch isländischen Buchstaben. Isländisches Alphabet A / a Á / á B / b D / d Ð / ð E / e É / é F / f G / g H / h I / i Í / í J / j K / k L / l M / m N / n O / o Ó / ó P / p R / r S / s T / t U / u Ú / ú V / v X / x Y / y Ý / ý Þ / þ Æ / æ Ö / ö Spezifisch isländischen Buchstaben Name Zeichen Unicode Windows X11 (Linux) HTML LaTeX Eth, groß Ð U+00D0 Alt+209 oder Alt+0208 Alt Gr+⇧Shift+D oder Compose, ⇧Shift+D, ⇧Shift+H Ð \DH Eth, klein ð U+00F0 Alt+208 oder Alt+0240 Alt Gr+D oder Compose, D, H ð \dh Thorn, groß Þ U+00DE Alt+232 oder Alt+0222 Alt Gr+⇧Shift+P oder Compose, ⇧Shift+T, ⇧Shift+H Þ \TH Thorn, klein þ U+00FE Alt+231 oder Alt+0254 Alt Gr+P oder Compose, T, H þ \th A-E-Ligatur, groß Æ U+00C6 Alt+146 oder Alt+0198 Alt Gr+⇧Shift+A oder Compose, ⇧Shift+A, ⇧Shift+E Æ \AE a-e-Ligatur, klein æ U+00E6 Alt+145 oder Alt+0230 Alt Gr+A oder Compose, A, E æ \ae Phonologie Siehe auch: Isländische Aussprache Konsonanten Bei den Plosiven hat das isländische Lautsystem eher einen Aspirations-Kontrast als einen Kontrast der Stimmhaftigkeit. Präaspirierte stimmlose Plosive sind ebenfalls anzutreffen. Die isländischen Frikative und Sonoranten zeigen regelmäßige Kontraste in der Stimmhaftigkeit. Das gilt auch für die Nasale, was in den Sprachen der Welt ein seltenes Phänomen ist. Darüber hinaus ist Länge kontrastiv für alle Phoneme mit Ausnahme der stimmlosen Sonoranten. Die Tabelle der Konsonantenphoneme und ihrer Allophone folgt der Darstellung bei Scholten (2000, S. 22). Konsonanten des Isländischen (in IPA-Lautschrift) bilabial labio- dental dental alveolar palatal velar glottal Plosive pʰ p tʰ t cʰ c kʰ k ʔ Nasal m̥ m n̥ n ɲ̊ ɲ ŋ̊ ŋ Frikative f v θ ð s ç j x ɣ h Trills r̥ r Laterale l̥ l ɬ ɮ Die stimmhaften Frikative [v], [ð], [j] und [ɣ] erscheinen oft weiter geöffnet als Approximanten. Der Status von [c] und [cʰ] als Phoneme oder als Allophone von /k/ and /kʰ/ ist Gegenstand der Diskussion. Auf der anderen Seite impliziert das Vorhandensein von Minimalpaaren wie gjóla [couːla] „leichter Wind“ versus góla [kouːla] „Schrei“ und kjóla [cʰouːla] „Kleider“ versus kóla [kʰouːla] „Cola“, dass die palatalen Plosive Phonemstatus besitzen. Nur die palatalen, nicht die velaren Plosive, können aber vor vorderen Vokalen erscheinen, und einige Linguisten (vgl. Rögnvaldsson 1993) plädieren daher für die zugrundeliegenden Formen [couːla] und [cʰouːla] für /kjoula/ und /kʰjoula/ sowie für einen phonologischen Prozess, der /k(ʰ)j/ in [c(ʰ)] überführt. Ob dieser Ansatz, der mit der Orthographie und Sprachgeschichte konformgeht, eine synchrone Realität darstellt, ist umstritten. Die dentalen Frikative [θ] and [ð] sind Allophone eines Phonems. [θ] erscheint wortinitial, wie zum Beispiel in þak [θaːk] „Dach“, und vor stimmlosem Konsonanten, wie in maðkur [maθkʏr] „Wurm“. [ð] steht intervokalisch, wie beispielsweise in iða [ɪːða] „Strudel“, und final wie in bað [paːð] „Bad“, kann aber am Phrasenende auch zu [θ] entstimmt werden. Von den stimmlosen Nasalen erscheint nur [n̥] in wortinitialer Position, wie zum Beispiel in hné [n̥jɛː] „Knie“. In letzter Zeit gibt es eine Tendenz, vor allem unter jungen Leuten, die Stimmlosigkeit hier aufzuheben (Beispiel hnífur [nivʏr] „Messer“ statt [n̥ivʏr]). Der palatale Nasal steht vor palatalem Plosiv, die velaren vor velaren Plosiven. [ŋ] steht auch vor [l] und [s], wegen des Ausfalls von [k] in den Konsonantenverbindungen [ŋkl] und [ŋks]. Die präaspirierten [hp ht hc hk] (zum Beispiel löpp [lœhp] „Fuß“) erscheinen nicht wortinitial. Die Geminaten [pp tt cc kk] sind in der Regel nicht länger als die einfachen Konsonanten [p t c k]; sie bewirken aber eine Verkürzung des vorangehenden Vokals. Sie können aber situativ lang gesprochen werden, so unter anderem beim Sprechen mit kleinen Kindern. Vokale Das Isländische hat 13 Vokalphoneme, 8 Monophthonge und 5 Diphthonge. Alle Vokale, auch die Diphthonge, können sowohl lang als auch kurz auftreten. Die Vokallänge ist aber kontextabhängig und damit nicht distinktiv. Monophthonge des Isländischen vorne zentral hinten geschlossen i u fast geschlossen ɪ ʏ mittel ɛ œ ɔ offen a Die Diphthonge sind [ai], [au], [ei], [øy], [ou]. Die Vokale unterscheiden sich oft von ihren deutschen Entsprechungen: a [a]: ähnlich deutsch a á [au]: ähnlich dt. au e [ɛ]: wie dt. ä é [jɛ]: wie je in dt. jetzt i / y [ɪ]: = (siehe nächstes Kapitel) í / ý [i]: = (siehe nächstes Kapitel) o [ɔ]: wie dt. o in Gott ó [ou]: ähnlich englisch o in rose u [ʏ]: wie dt. ü in küssen ú [u]: wie dt. u au [øy]: wie niederländisch ui, ähnlich wie dt. eu/äu æ [ai]: ähnlich dt. ei/ai ei [ei]: ähnlich nl. ei/ij. Vokallänge ist im Isländischen vorhersagbar (Orešnik und Pétursson 1977). Betonte Vokale oder Diphthonge sind generell länger als unbetonte. Nur betonte Vokale können aber auch phonologisch lang sein. Langvokale treten auf: wortfinal in einsilbigen Wörtern: fá [fauː] „bekommen“ nei [neiː] „nein“ þú [θuː] „du“ vor einfachem Konsonant: fara [ˈfaːra] „gehen“ hás [hauːs] „heiser“ vekja [ˈvɛːca] „wecken“ ég [jɛːɣ] „ich“ spyr [spɪːr] „(ich) frage“ (1. Person singular) vor den Konsonantenverbindungen [pr tr kr sr], [pj tj sj], oder [tv kv]: lipra [ˈlɪːpra] „agil“ (Akkusativ, feminin) sætra [ˈsaiːtra] „süß“ (Genitiv, Plural) akra [ˈaːkra] „Feld“ (Akkusativ, Plural) hásra [ˈhauːsra] „heiser“ (Genitiv, Plural) vepja [ˈvɛːpja] „Kiebitz“ letja [ˈlɛːtja] „jmdn. von etw. abbringen“ Esja [ˈɛːsja] Eigenname (ein Berg) götva [ˈkœːtva] wie in uppgötva „entdecken“ vökva [ˈvœːkva] „wässern“ (Verb) Vor anderen Konsonantenverbindungen sowie den präaspirierten Lauten [hp ht hk] und den Geminaten sind betonte Vokale kurz. Beispiele: Karl [kʰartl̥] Eigenname standa [ˈstanta] „stehen“ sjálfur [ˈsjaulvʏr] „selbst“ kenna [ˈcʰɛnna] „lehren“ fínt [fin̥t] „fein“ loft [lɔft] „Luft“ upp [ʏhp] „auf“ ætla [ˈaihtla] „werden“ (Verb) laust [løyst] „lose“ Die i-Vokale Wer die Aussprache der ersten drei Silben in dem deutschen Ausdruck „ihn in Ehren halten“ genau analysiert, wird bemerken, dass der zweite i-Laut nicht nur kürzer ist als der erste, sondern auch anders klingt – das kurze i wird weniger gespannt („laxer“) ausgesprochen und nimmt klanglich eine Mittelstellung zwischen dem langen i und dem e („Ehren“) ein. Im Deutschen sind alle langen i gespannt, alle kurzen i nicht; im Isländischen existieren hier alle vier Möglichkeiten. Die Schrift unterscheidet das gespannte i durch das Akzentzeichen. Morphologie (Formenlehre) Das Isländische verfügt über eine reichhaltige Vielfalt an Formen bei den flektierbaren Wortarten Pronomen, Substantiv, Verb, Adjektiv und Zahlwort, die eine ziemliche Schwierigkeit beim Erlernen der Sprache darstellen. Im Folgenden sind Flexionsbeispiele für alle relevanten Wortklassen aufgeführt. Personalpronomen Im Isländischen werden Personalpronomina wie im Deutschen durch vier Fälle gebeugt; in der 3. Person werden drei Geschlechter (Genera) unterschieden. Eine Übersicht über die Flexion der Personalpronomina: Singular 1. Person 2. Person 3. Person (m) 3. Person (f) 3. Person (n) nom: ég (ich) þú (du) hann (er) hún (sie) það (es) akk: mig (mich) þig (dich) hann (ihn) hana (sie) það (es) dat: mér (mir) þér (dir) honum (ihm) henni (ihr) því (ihm) gen: mín (meiner) þín (deiner) hans (seiner) hennar (ihrer) þess (seiner) Anders als im Deutschen findet eine Unterscheidung nach Geschlechtern auch im Plural der 3. Person statt. Dabei kommt die maskuline Form þeir nur bei rein männlichen Gruppen zur Anwendung, die feminine Form þær nur bei rein weiblichen Gruppen, während die Neutrumform þau für gemischte Personengruppen (und damit am häufigsten) benutzt wird. Plural 1. Person 2. Person 3. Person (m) 3. Person (f) 3. Person (n) nom: við (wir) þið (ihr) þeir (sie) þær þau akk: okkur (uns) ykkur (euch) þá (sie) þær þau dat: okkur (uns) ykkur (euch) þeim (ihnen) þeim þeim gen: okkar (unser) ykkar (euer) þeirra (ihrer) þeirra þeirra Zur Anrede einer Person dient im Isländischen stets das Pronomen þú, es wird also – wie heute in skandinavischen Ländern üblich – grundsätzlich geduzt (und jeder mit dem Vornamen angesprochen). Nur den Präsidenten oder Bischof des Landes würde man bei festlichen Anlässen mit dem ansonsten veralteten Höflichkeitspronomen þér (gen.: yðar, dat. und akk.: yður) bezeichnen. Des Weiteren existiert in Gedichten oder auch in der Nationalhymne noch die Form vér „wir“ (gen.: vor, dat. und akk.: oss) statt við (bedeutete im Altnordischen noch „wir beide“). Fragepronomina und -adverbien Fragepronomina unterscheiden nach den drei Genera: maskulin (wer? m. sing.) feminin (wer? f. sing.) neutrum (wer? n. sing.) neutrum (was?) nom: hver hver hvert hvað akk: hvern hverja hvert hvað dat: hverjum hverri hverju hverju gen: hvers hverrar hvers hvers Weitere wichtige Frageadverbien sind überdies: hvar „wo“, hvenær „wann“, hve „wie“, hvernig „wie, auf welche Weise“, af hverju „warum“, hvert „wohin“, hvaðan „woher“. Zahlwörter Die Zahlwörter für 1 bis 4 werden im Isländischen flektiert und müssen mit dem jeweils betreffenden Substantiv in Genus und Kasus kongruieren: „eins“ „zwei“ „drei“ „vier“ maskulin feminin neutrum maskulin feminin neutrum maskulin feminin neutrum maskulin feminin neutrum nom: einn ein eitt tveir tvær tvö þrír þrjár þrjú fjórir fjórar fjögur akk: einn eina eitt tvo tvær tvö þrjá þrjár þrjú fjóra fjórar fjögur dat: einum einni einu tveim(ur) þrem(ur) fjórum gen: eins einnar eins tveggja þriggja fjög(ur)ra Beim Abzählen usw. verwenden Isländer üblicherweise die maskulinen Formen der Numeralia. Hausnummern werden jedoch im Neutrum angegeben. Ein Überblick über die wichtigsten unflektierbaren Kardinalzahlen: 5 bis 12 13 bis 20 30 bis 100 200 + 5 fimm 13 þrettán 30 þrjátíu 200 tvö hundruð 6 sex 14 fjórtán 40 fjörutíu 300 þrjú hundruð 7 sjö 15 fimmtán 50 fimmtíu etc. 8 átta 16 sextán 60 sextíu 1000 (eitt/ein) þúsund (n/f) 9 níu 17 sautján 70 sjötíu 2000 tvö þúsund (n)/ tvær þúsundir (f) 10 tíu 18 átján 80 áttatíu 11 ellefu 19 nítján 90 níutíu etc. 12 tólf 20 tuttugu 100 (eitt) hundrað (n) 1000000 (ein) milljón (f) Eine vertiefende Übersicht der Zahlen ist im isländischen Wiktionary einzusehen. Substantive Isländische Substantive werden ebenso wie deutsche in drei Genera unterteilt, nämlich Maskulina, Feminina und Neutra. Diese drei Genera werden im Unterschied zum Deutschen auch im Plural unterschieden. Dabei wird jedes Wort seinem Genus entsprechend flektiert; außerdem gibt es innerhalb der Genera verschiedene Flexionsklassen. Innerhalb des Paradigmas eines Substantivs gibt es jeweils vier Fälle (Kasus), die den vier deutschen Fällen Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ entsprechen; diese werden durch Anfügen einer Flexionsendung an den Wortstamm gebildet. Im Plural gibt es für Dativ (-um) (fast immer) und Genitiv (-a) (ausnahmslos) einheitliche Flexionsendungen, gleich welchem Genus sie angehören. Als Beispiel für ein Maskulinum der starken Flexionsklasse M1 dient das Wort hestur „Pferd“: M1 Singular Plural Singular Plural nom: hestur hestar hesturinn hestarnir akk: hest hesta hestinn hestana dat: hesti hestum hestinum hestunum gen: hests hesta hestsins hestanna In der linken Hälfte der Tabelle wird das Wort ohne Artikel flektiert, in der rechten dagegen mit bestimmtem Artikel, der dem deutschen „das Pferd, des Pferdes etc.“ entspricht. Einen unbestimmten Artikel gibt es im Isländischen nicht. Ähnlich flektiert dalur „Tal“ aus M2, der sogenannten i-Klasse: M2 Singular Plural Singular Plural nom: dalur dalir dalurinn dalirnir akk: dal dali dalinn dalina dat: dal dölum dalnum dölunum gen: dals dala dalsins dalanna Ein Beispiel für die Deklination starker Feminina ist borg „Stadt“: F1 Singular Plural Singular Plural nom: borg borgir borgin borgirnar akk: borg borgir borgina borgirnar dat: borg borgum borginni borgunum gen: borgar borga borgarinnar borganna Folgende Regelmäßigkeiten treffen auf die meisten Deklinationen zu: der Akkusativ Singular eines Maskulinums entspricht seinem Stamm Nominativ und Akkusativ Plural sind bei Feminina und Neutra miteinander identisch, bei Maskulina nicht der Dativ Plural endet immer auf -um; mit dem bestimmten Artikel verschmilzt diese Endung zu -unum. Ausnahmen gibt es doch, wenn der Vokal „breit“ ist. Beispiele sind kýr (Kuh) mit Dativ Plural kúm, á (Fluss) mit Dativ Plural ám oder kló (Kralle) mit Dativ Plural klóm. der Genitiv Plural endet immer auf -a, mit bestimmtem Artikel auf -anna die Artikelflexion ist innerhalb eines Genus immer identisch (bis auf i-Einschübe, wenn zu viele Konsonanten aufeinandertreffen würden) Ein weiteres Beispiel aus der Klasse der starken Neutra ist borð „Tisch“: N1 Singular Plural Singular Plural nom: borð borð borðið borðin akk: borð borð borðið borðin dat: borði borðum borðinu borðunum gen: borðs borða borðsins borðanna Es zeigen sich Übereinstimmungen bei der Flexion von starken Maskulina und Neutra: die Endung für den Genitiv bzw. Dativ Singular ist -s bzw. -i. (Die Maskulina können jedoch die Genitivendung -ar haben, und mit dem -i im Dativ kann man bei Maskulina auch nicht rechnen). Sowohl im Singular als auch im Plural sind bei einem Neutrum Nominativ und Akkusativ identisch (wie in allen indogermanischen Sprachen). u-Umlaut Bei der Nominalflexion tritt im Isländischen der u-Umlaut auf. Dieser betrifft Substantive mit Stammvokal -a- unabhängig von ihrem Geschlecht; der Stammvokal wird dabei zu -ö- umgelautet, wenn ihm in der unbetonten Silbe (also in der Kasusendung) ein -u- nachfolgt; da dieses -u- jedoch im Laufe der isländischen Sprachgeschichte bereits geschwunden sein kann, merke man sich folgende Regel: Der Umlaut a > ö tritt ein im gesamten Singular der starken Feminina außer im Genitiv im Nominativ und Akkusativ Plural der Neutra im Dativ Plural bei allen Genera Beispiele für ein starkes Femininum der zuvor bereits gezeigten Klasse F1, vör „Lippe“, sowie ein starkes Neutrum der Klasse N1, land „Land“ sehen folgendermaßen aus (Umlaute sind fett hervorgehoben): Singular Plural Singular Plural nom: vör varir land lönd akk: vör varir land lönd dat: vör vörum landi löndum gen: varar vara lands landa Da u-Umlaut bei Feminina im Nominativ Singular auftritt und diese Form auch im Wörterbuch das Lemma bildet, ist dies bei der Flexion besonders zu beachten. Verben Wie im Deutschen teilt sich das System der isländischen Verben in eine Gruppe starker Verben und eine Gruppe schwacher Verben. Es existieren dennoch einige Verben, die zwischen beiden Gruppen schwanken. Innerhalb der schwachen Verben gibt es vier Gruppen, von denen die größte W4, die sog. a-Klasse, ist. Als Beispiel sei das Paradigma von hjálpa „helfen“ aufgeführt: dabei ist dessen Themavokal -a-, die Endungen dahinter erscheinen kursiv: W4 Präs. Sg. Präs. Pl. Prät. Sg. Prät. Pl. 1) ég hjálpa við hjálpum ég hjálpaði við hjálpuðum 2) þú hjálpar þið hjálpið þú hjálpaðir þið hjálpuðuð 3) hann hjálpar þeir hjálpa hann hjálpaði þeir hjálpuðu Hjálpa (Altisländisch hjalpa) war übrigens ursprünglich ein starkes Verb wie im Deutschen. Ein Rest davon befindet sich in dem Adjektiv (ursprünglich das Präteritum Perfekt) hólpinn, gerettet, geborgen. In der linken Hälfte der Spalte finden sich die Indikativformen des Präsens, in der rechten die des Präteritums, welches bei Verben der Klasse W4 mit dem Suffix -að- (Singular) bzw. -uð- (Plural) gebildet wird. Weiters ein Beispielverb der i-Klasse mit Themavokal -i- im Präsens Singular: reyna „versuchen“. Das Präteritalsuffix zeigt hier die Form -d-: W3 Präs. Sg. Präs. Pl. Prät. Sg. Prät. Pl. 1) ég reyni við reynum ég reyndi við reyndum 2) þú reynir þið reynið þú reyndir þið reynduð 3) hann reynir þeir reyna hann reyndi þeir reyndu Zur sog. Nullklasse der schwachen Verben gehört telja „zählen“, welches im Präteritum Rückumlaut e > a/ö zeigt. Diese Verben haben keinen Themavokal, zeigen jedoch j-Suffix im Präsens Plural: W1 Präs. Sg. Präs. Pl. Prät. Sg. (Rückumlaut) Prät. Pl. (Rückumlaut) 1) ég tel við teljum ég taldi við töldum 2) þú telur þið teljið þú taldir þið tölduð 3) hann telur þeir telja hann taldi þeir töldu Starke Verben flektieren wie die Klasse W1 im Präsens, zeigen jedoch, falls möglich Umlaut im Singular (a > e, o > e, ó > æ, ú > ý). Das Präteritum wird nicht mittels Dentalsuffix, sondern (wie im Deutschen) durch Ablautung des Stammvokals gebildet – als Beispiel taka „nehmen“ aus der 6. Gruppe (Ablautreihe) der starken Verben: S6 Präs. Sg. (Umlaut) Präs. Pl. Prät. Sg. (Ablaut) Prät. Pl. (Ablaut) 1) ég tek við tökum ég tók við tókum 2) þú tekur þið takið þú tókst þið tókuð 3) hann tekur þeir taka hann tók þeir tóku Noch nicht aufgeführt sind die Konjunktivformen der einzelnen Verbklassen. Eine detailliertere Übersicht der schwachen und starken Verben ist im isländischen Wiktionary zu finden. Adjektive Im Isländischen existieren starke und schwache Adjektivdeklinationen, deren Wahl von der Determination des Substantives resp. der prädikativen Stellung des Adjektivs abhängt. Kasus, Numerus und Genus des Adjektivs sind mit denen des Substantives kongruent. Die starke Deklination kann am Beispiel des Adjektivs veik- „krank“ in allen drei Genera demonstriert werden: Singular maskulin feminin neutrum nom: veikur veik veikt akk: veikan veika veikt dat: veikum veikri veiku gen: veiks veikrar veiks Wie bei den Personalpronomina wird auch bei den Adjektiven im Plural zwischen den Genera unterschieden; es gibt allerdings Einheitsendungen im Genitiv und Dativ: Plural maskulin feminin neutrum nom: veikir veikar veik akk: veika veikar veik dat: veikum veikum veikum gen: veikra veikra veikra Die schwache Deklination entspricht im Singular den schwachen Substantivdeklinationen und kann am Beispiel des Adjektives rík- „reich“ gezeigt werden: Singular maskulin feminin neutrum nom: ríki ríka ríka akk: ríka ríku ríka dat: ríka ríku ríka gen: ríka ríku ríka Die einheitliche Pluralendung aller Genera lautet in der schwachen Adjektivflexion u. Vertiefend hierzu kann der Anhang zu Adjektiven im isländischen Wörterbuch genannt werden. Syntax Wortstellung Isländisch ist wie alle skandinavischen Sprachen eine Verb-Zweit-Sprache auf der Basis einer Subjekt-Verb-Objekt-Abfolge. Im Unterschied zu den festlandskandinavischen Sprachen trifft man die Verbzweitform auch in den meisten Nebensätzen an (außer eingebetteten Fragesätzen).[5] Im Vergleich mit dem Deutschen sieht man, dass in Hauptsätzen die Verbzweitregel wie im Deutschen vorliegt, nur dass im Satzinneren im Isländischen die nicht vorangestellten Reste eine Abfolge „S-Aux-V-O-Adv“ bilden („Aux“ steht für das Hilfsverb), wogegen das Deutsche im Satzinneren nach den ersten beiden Positionen eine Restabfolge „S-Adv/O-V-Aux“ zeigt. Man vergleiche die folgenden Beispiele, wo die V2-Stellung jeweils durch das Hilfsverb („Aux“) eingenommen wird, da dieses das finite Verb ist:[6] Isländisch Deutsch Hauptsatz: V2 mit Subjekt eingeleitet Nokkrir stúdentar höfðu séð þessa mynd í fyrra. „Einige Studenten hatten letztes Jahr diesen Film gesehen.“ S – Aux – [ V – O – Adv] S – Aux – [ Adv – O – V] Hauptsatz: V2 mit Adverbial eingeleitet I fyrra höfðu nokkrir stúdentar séð þessa mynd „Letztes Jahr hatten einige Studenten diesen Film gesehen“ Adv – Aux – [S – V – O] Adv – Aux – [S – O – V] Hauptsatz: V2 mit Objekt eingeleitet Þessa mynd höfðu nokkrir stúdentar séð í fyrra „Diesen Film hatten einige Studenten letztes Jahr gesehen“ O – Aux – [S – V – Adv] O – Aux – [S – Adv – V] Nebensatz mit Konjunktion + V2: Jón efast um að [á morgun fari María snemma á faetur]. (svw.: „Hans bezweifelt, dass [morgen werde Maria früh aufstehen].“) Conj. – Adv – Aux – [S – V – (Adv)] (im Dt. nicht möglich) Verwendung der Kasus Der „quirky case“ gilt vielfach als Besonderheit der isländischen Sprache: So können Sätze gebildet werden, in denen kein Nominativ vorkommt (sondern mehrere Akkusativ- bzw. Dativergänzungen) oder in denen eine Dativ- bzw. Akkusativergänzung Subjekteigenschaften aufweist, während der Nominativ das rangniedrigere Argument ist, wie sonst das direkte Objekt. Die isländische Bezeichnung ist ópersónuleg sögn, das heißt unpersönliches Verb. |
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